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Albert Benningk, lavierte Federzeichnung
Geschützrohr, Bezeichnungen
Albert Benningk, lavierte Federzeichnung Geschützrohr, Bezeichnungen

Albert Benningk (1637 – 1695). Lavierte Federzeichnung eines bisher unbekannten Prunkgeschützes.
Breite: 243 mm.
Länge: 680 mm.

Würdigung
Prunkgeschütze gehörten aufgrund ihrer aufwändigen und kostenintensiven Manufaktur zu den Statussymbolen eines Herrschers des 17. Jahrhunderts. Als solches wurden sie oft nur für das Salutschießen verwendet und kamen nicht in den Feldeinsatz. Gerieten sie im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen in gegnerische Hand wurden solche Stücke als Beute an dessen Hof verbracht und zur Schau gestellt. Die vorliegende Federzeichnung stellt ein Geschütz dar, das der Wissenschaft bisher nicht bekannt ist. Es lassen sich im ansonsten sehr ausführlichen Werk von Malinowsky und Bonin (1) keinerlei Hinweise auf diese Arbeit Albert Benningks finden. Auch die neuere Forschung hat bisher keine Erkenntnisse zu diesem Bronzerohr (Wir danken Herrn Dr. Sven Lüken vom Deutschen Historischen Museum in Berlin für die freundliche Auskunft). Das Auftauchen der vorliegenden Zeichnung wirft daher einige Fragen zur Geschichte der Brandenburgischen Artillerie und zum Oeuvre Benningks auf, der als „einer der vorzüglichsten Meister seines Fachs im 17. Jahrhundert“(2) gilt. Bekannt ist, dass Benningk 1691 einen 200 pfündigen Mörser nach Brandenburg lieferte. Könnte das unbekannte Geschütz aus demselben Jahr in einem Zusammenhang mit dieser Lieferung zu sehen sein? Auch die große Ähnlichkeit zur Pallas Athene aus dem Jahre 1679 ist erstaunlich. Damals war ein Paar gegossen worden, das Schwestergeschütz Pluto hat sich nicht erhalten. Könnte es eine Verbindung zwischen dem Geschützpaar von 1679 und dem vorliegenden Bronzerohr geben? [...]

Beschreibung
In vielen Elementen ähnelt das vorliegende Geschütz der berühmten Pallas Athene, die 1679 von Albert Benningk für den Brandenburgischen Kurfürsten gegossen worden war und noch heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen ist. So ist der gewölbte Stoßboden fast identisch gestaltet, die Handhabe als großer Delphin modelliert, der im Maul eine Kugel hält und dessen Bauchseite nach außen zeigt. Auf der Fläche des Stoßbodens ist der Delphin in ein Ensemble von Trophäen eingebettet. Oberhalb schließt sich in einer Hohlkehle die Signatur an: Albert Benningk me fecit Ao 1691. Das Zündfeld ist ebenfalls durch Trophäen dekoriert und wird durch ein Kammerband vom Bodenfeld optisch abgesetzt. Die reichhaltige Gestaltung des Bodenfeldes korrespondiert ebenfalls zur Pallas Athene, bei der die Darstellungen in Relief hervorstehen. Dominiert wird dieser Bereich durch das große brandenburgische Wappen mit Kurhut und dem Kurzepter im Herzschild, umgeben vom Ordensband des Hosenbandordens mit der Inschrift: „HONI (Honny) SOIT QUI MAL Y PENSE“ (ein Schelm, der Arges dabei denkt – Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte den englischen Hosenbandorden verliehen bekommen). Unter dem Wappen befindet sich das Porträt des Kurfürsten, eingerahmt von Palmzweigen, darunter die Inschrift:

FRIDERICUS. W. D. G. MARCH. BRANDENB. S.R.I. ARCH.
ELECT. PRUSS. MAGD. JUL. CLIV.
STETIN. POM. CASSUB. VANDALOR.
IN. SILESS. CROSS. ET. SCHWIBUS.
DUX. BURGG. NORIB. PR. HALBERST:
MIND. ET. CAM: COM. HOHENZOLL.
MARCH. RAVENST. DOM. RAVENSB.
LAVLND. ET. BUTO W.

Flankiert wird dieser Text von zwei fliegenden Adlern, Schwert und Schlüssel in den Klauen haltend, und umrahmt von Trophäen. Das Zapfenfeld wird durch ein Blattornament geziert, die beiden Henkel stechen als fein ziselierte Delphine hervor. Darunter ist ein weiteres Trophäenfeld zu sehen, das Kurhut und Kurzepter zeigt.

Diese Darstellung weicht etwas von der auf der Pallas Athene ab, dort sind Kurhut und Adler zu sehen und die Trophäen etwas anders gestaltet. Der Gurt zeigt das Monogramm Friedrich Wilhelms, von Palmzweigen umgeben und durch ein umfangreiches Trophäenfeld umrahmt. Es schließt sich das lange Feld an, das an beiden Enden durch ein umlaufendes Blattornament begrenzt wird. Im Zentrum befinden sich eine Inschrift und eine Darstellung, die zur Identifizierung dieses Geschützes führen könnten. Als Motiv wurden Kolbenturnierhelm mit Helmzier, Prunkschild, Lanze und Schwert gewählt, die vor einem Feld drapiert sind über dem Schmetterlinge (?) schwärmen. Darüber weht ein Band, das die Inschrift FRIDE DEN DER SIEG GEGEBEN LAEST DAS VOLCK IN FREUDEN LEBEN trägt. Unterhalb des zentralen Ornaments wird das ganze in Lateinischer Sprache wiederholt.

Das Mündungsstück ähnelt wiederum sehr stark dem der Pallas Athene. Auf dem Hals ist eine Schlachtenszene dargestellt, die anschließende Abfolge aus Bändern und Gesimsen identisch. Aus der Kanone tritt eine Kugel aus, die die Inschrift 24 trägt, ein Hinweis auf das Gewicht der verschossenen Kugeln von 24 Pfund.

Rätsel gibt uns die Inschrift in der unteren linken Ecke auf. Dort ist eine sauber abgetrennte Fehlstelle unterlegt worden, die vermutlich die Signatur der Zeichnung enthalten hat. Auf dieses Papierstück wurde wiederum ein Name signiert, der dann aber unkenntlich gemacht wurde. Daneben schließt sich - jetzt auf dem Papier der Originalzeichnung – die Inschrift „Anno 1708“ an. Die genaue Datierung und Urheberschaft der Zeichnung bedarf daher wohl weiterer Recherche.

Endnoten
I. Malinowsky, L. v., Bonin, R. v. (1844): Geschichte der Brandenburgisch – Preussischen Artillerie.
II. Reitzenstein, A. Freiherr v. (1955): Benningk, Albert, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, S. 52.

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